Reiseverstimmung: Wie wir damit umgehen können, wenn die Reise zu viel wird

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Viele leben am liebsten von einem Urlaub zum nächsten. Doch das Reisefieber kann nicht nur etwas Positives sein, sondern auch ein Faktor der Überforderung. Wir erklären dir, was du auf und vor Reisen beachten kannst.

Hast du dich in einem Urlaub schon einmal gesättigt gefühlt? Als wäre die Leidenschaft für das Neue verpufft und alles schlichtweg zu viel. Als wäre es dir lieber, zurück auf deine Couch einzukehren und nichts zu machen, anstatt zum Strand oder an die Sightseeing-Spots zu fahren. Neue Eindrücke, andere Kulturen, freie Tage ohne die übliche Arbeit – all das kann helfen, den Alltag zu vergessen und abzuschalten. Eine Studie aus 2022 mit 8.524 Proband:innen zeigte: Menschen, die ein Jahr lang nicht verreist waren, hatten ein zu 71 Prozent höheres Risiko, im darauffolgenden Jahr an einer Depression zu erkranken. 

Oft sorgt ein Urlaub also dafür, dass wir mit aufgeladener Energie wieder in den Arbeitsalltag starten können, uns ausgeruht und zufriedener fühlen. Aber wenn uns eine Reise nicht nur schön vorkam und wir teils betrübt auf sie zurückschauen, könnte das auch eine Begleiterscheinung sein. So kann urlaubsbedingter Stress laut CDC, dem amerikanischen Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention, zu Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Angstzuständen führen. Bei Menschen, die bereits mit einer mentalen Erkrankung leben, sei es möglich, dass sich die Symptome verschlimmern.

Warum verreisen nicht immer nur schön ist

Ein Urlaub ist nicht immer dasselbe wie eine Pause. Teilweise ist man in zu kurzer Zeit zu viel oder zu lang unterwegs. Vor Ort fällt es einigen Menschen dann schwer, abzuschalten, weil sie entweder andauernd etwas unternehmen, die Reiseplaner:in für alle spielen – oder beispielsweise wissen, dass sie in der Urlaubszeit Dinge nicht erledigen können, die zu Hause liegen geblieben sind. Die Sorgen, die uns im Urlaub nicht loslassen, können dann überfordern und sogar zu einer depressiven Verstimmung führen. Eine mentale Verstimmung im Urlaub hat oft etwas mit einem Ungleichgewicht zu tun. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn es passiert. Wichtig ist nur, wie wir darauf reagieren. Dass wir uns deswegen keine Schuldgefühle einreden, sondern uns lieber mit Mitgefühl begegnen. 

Beispiele, weshalb negative Gefühle auftreten können:

  • Du wolltest dich entspannen, aber am Ende bist du für den Großteil der Planung zuständig, weil es den anderen egal ist, was oder ob sie etwas unternehmen.
  • Auf einer langen Reise fragst du dich, ob du nicht deine Zeit verschwendest, weil zu Hause so viele Aufgaben auf dich warten.
  • Du und dein Reise-Buddy wollen ständig unterschiedliche Dinge. Gefühlt geht es für dich von einem Kompromiss zum nächsten und du hast das Gefühl, nichts von dem zu erleben, was du erleben wolltest.
  • Du hattest ganz andere Vorstellungen von deinem Urlaub und bist enttäuscht, weswegen es dir schwerfällt, irgendetwas positiv zu sehen.
  • Du hast dich zuvor bereits zu sehr verausgabt und dir fehlt es an Energie, um den Urlaub zu genießen.

Ein weiterer Grund für ein Stimmungstief kann auch der fehlende emotionale Support sein, den wir zu Hause wahrnehmen können. Vielleicht fällt es uns durch eine Zeitverschiebung schwer, mit Menschen über das zu reden, was uns durch den Kopf geht. Es kann aber auch sein, dass eine fremde Umgebung überfordernd auf eine Person wirkt. Möglicherweise ist diese in ihrer Empfindung zu laut, die Straßen zu voll oder es fällt schwer, sich richtig zu verständigen.

Wie wir mit Verstimmungen im Urlaub umgehen können

Auf “WebMD” gibt die klinische Psychologin Nadine Kaslow Tipps, wie wir am besten mit negativen Gefühlen oder einer Depression umgehen. Es fehle Menschen oft an Energie, um etwas zu unternehmen – und das mache die negativen Gedanken meist noch schlimmer. “Ich ermutige Patienten, einen Weg zu finden, den Kreislauf zu durchbrechen”, so die Expertin. Am besten sei es, etwas zu tun, dass einem früher Spaß gemacht habe. “Es ist möglicherweise nicht so spaßig wie es einmal war – aber das ist die größte Chance, damit es dir besser geht.” 

Diese Taktik können wir auch auf einen Urlaub übertragen: Zum Beispiel sind wir vielleicht früher gerne an den Strand oder Schwimmen gegangen, oder haben es geliebt ein beeindruckendes Gebäude zu besichtigen oder lokale Küche auf einem Markt zu testen. Solche Aktivitäten sollten wir dann erneut ausprobieren. Und wenn deine Unzufriedenheit daher rührt, dass du dich wegen deiner Reisebegleitung schlecht fühlst, sprich es an. Dabei solltest du aber so ruhig wie möglich in das Gespräch gehen und nicht verurteilen.

Urlaubstyp: Welcher Urlaub pas… Test (700141)

Wie wir Unzufriedenheit im Urlaub ansprechen

Deine Freundin wollte den ganzen Tag am Pool liegen und Getränke schlürfen, du wolltest aber einen Tempel besichtigen? Das ist eine ziemlich große Diskrepanz. Wenn mehrere Personen am Urlaub beteiligt sind, ist es wichtig, auf die verschiedenen Bedürfnisse einzugehen. Vielleicht könnt ihr euch bei der Tagesplanung aufteilen oder ihr tauscht euch vorab dazu aus, was ihr auf jeden Fall auf eurer to-do-Liste habt. Auch hier ist es wichtig, Prioritäten zu setzen. Alles, was wir bei der Vorab-Recherche schön finden, können wir nicht schaffen. Überlege dir also, was ganz oben auf deiner Liste steht und was du zur Not wegfallen lassen kannst. Es kann zudem sinnvoll sein, sich vorab zu überlegen, welcher Urlaub zu einem passt. Überspitzt gesagt: Wenn du es eher entspannt magst, entscheide dich gegen den Städtetrip nach London und fahr stattdessen lieber an die Nordsee. Nicht jeder Urlaub passt zu jeder Person – und es liegt an uns herauszufinden, was wir wirklich möchten und uns am Ende guttun wird.

Verwendete Quellen: webmd.com, medium.com, iamat.org, wwwnc.cdc.gov

Source: Aktue