Jetzt stöhn doch mal! : Warum sind Männer beim Sex eigentlich so leise?

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Wenn man sich unter Freundinnen umhört, bestätigt sich die These: Ganz viele Männer machen beim Sex kaum bis keine Geräusche. Dabei fahren die meisten Frauen voll drauf ab. Warum ist das so?

Erlebt man Männer in ihrem natürlichen Habitat, im Rudel oder im Fußballstadion, hat man nicht den Eindruck, dass es ihnen schwerfällt, sich lautstark bemerkbar zu machen. Auch nicht, wenn sie lautstark stöhnend und schnaufend irgendwas im Haushalt erledigen oder sich auf die Couch fallen lassen. Wer schon mal neben einem Mann im Gym trainieren musste, weiß in der Regel auch, dass in dieser Situation keinerlei Hemmungen bestehen, die Anstrengungen des Gewichtestemmens mit allerlei Geräuschen zu untermalen. Nur beim Sex, da, wo wir das Gestöhne wirklich angemessen bis ziemlich heiß finden würden, da sind sie erstaunlich leise. 

Ok, ja, ich weiß, das da oben trieft vor Klischee, und es wäre falsch zu behaupten, dass jeder Mann per se so ist. Aber eines kann ich zumindest aus meiner Erfahrung behaupten: Die meisten Männer, mit denen ich bislang geschlafen habe und auch aus meiner oft unfreiwilligen Teilhabe am Sexleben meiner Nachbarn innerhalb von Hamburgs recht hellhörigen Mietswohnungen kann ich mit Fug und Recht behaupten: Bis auf das kurze Grunzen am Ende hat man vom Mann selbst nicht viel gehört. 

Frauen lieben es, wenn er stöhnt

Stöhnende Männer sind für Frauen ein absoluter Sex-Trigger. Viele finden es super hot, wenn er loslassen und sich hingeben kann und das auch noch zu hören ist. Das zeigt sich beispielsweise auf Social Media Plattformen wie TikTok: Der Suchbegriff “Male Whimpering”, also übersetzt männliches Gewimmer, hat bereits 1,3 Billionen Aufrufe und eine weitere Milliarde Aufrufe gibt es für Begriffe wie “Male Moaning” (Stöhnen). Dabei geht es hier vor allem um Audio-Aufnahmen, bei denen Lust und Ekstase durch männliches Stöhnen zu hören sind. Und das kommt ziemlich gut an. Die Kommentarspalten sind voll von vorwiegend begeisterten Frauen.

Auch femtasy, die Streaming-Plattform für Audio-Erotik, sieht klare Anzeichen: So wurde ein Zusammenschnitt mehrerer Audios, in denen Männer hörbar zum Höhepunkt kommen in kürzester Zeit zu einem der meistgehörten Audios des Anbieters. 

Es zeigt sich also, dass Frauen nicht nur darauf stehen, die Lust ihres Partners zu hören, sondern, dass sie sich das, was ihnen möglicherweise an auditiver Stimulation im eigenen Bett fehlt, woanders holen. 

Aber warum sind die Männer in der Kiste so still?

Hierfür gibt es unterschiedliche Erklärungsansätze: 

1. Männer sind zu cool: „Stereotypisch gedacht, möchten viele Männer cool rüberkommen, wenig Emotionen oder gar Schwäche zeigen – Stöhnen ist ja auch immer ein Ausdruck von Gefühlen. Stöhnen kann aber auch schambehaftet sein. Und es kann auch einfach eine Gewohnheit sein. Denn Männer sind eher mit einer höheren Muskelspannung unterwegs, was das Loslassen erschwert“, erklärt Sexologe Ben Kneubühler gegenüber esquire.de. 

2. In Mainstream-Pornos stöhnt nur die Frau und zwar in der Regel unfassbar überzogen. Das liegt natürlich daran, dass diese Pornos meist für heterosexuelle Männer gemacht sind, die die Frau stöhnen hören wollen. Aber das ist keine reale Abbildung, wie Sex wirklich ist und sein kann.  

3. Stöhnen als Ausdruck von Gefühlen und das ist nach wie vor für viele Männer schwierig. Vor allem beim Sex, wo man ohnehin schon sehr nackt, sehr verletzbar und sehr nah beieinander ist, fühlen sich Männer möglicherweise unwohl dabei. Hier könnte der gesellschaftliche Wandel auch zu mehr stöhnen führen, wenn wir mehr und mehr lernen miteinander über Gefühle zu sprechen. 

Stöhnen als Turn-on

Natürlich geht es nicht darum jetzt pornoreifes, lautstarkes Gestöhne von sich zu geben, aber hörbarer Genuss, Lust und Extase sind grandiose Sex-Trigger. Denn nicht nur das Geräusch an sich, auch die Selbstsicherheit, die es dafür braucht und die gewisse persönliche Reife sind sehr anziehend. Aber auch gespiegelt zu bekommen, wie sehr es der anderen Person gerade gefällt oder ob man das, was man gerade tut, richtig macht, fühlt sich gut an und gibt Sicherheit. Über Sex zu reden ist super, aber zu merken, was den anderen anturnt noch viel heißer.

Let it flow – Stöhnen kann man üben

Oft spielen Hemmungen eine große Rolle. Wenn das der Fall sein sollte, kostet es natürlich erst große Überwindung, wird aber leichter, je öfter man es macht – Natürlich ohne Druck, aber auch ohne Schauspielerei. Im Grunde geht es ums Loslassen, ums Fühlen und Sich-fallen-lassen und das braucht Sicherheit. Niemand sollte sich verpflichtet fühlen, jetzt eine Show abliefern zu müssen, aber vielleicht wird es sogar noch viel besser, wenn man sich einmal traut, über den eigenen Schatten zu springen. Den meisten Frauen wird es ganz offensichtlich gefallen und mal ehrlich: Wer mag es nicht, zu hören, wie gut es der andere gerade findet.

Wir kommunizieren über weit mehr als nur Worte, und das gilt auch im Bett. Es ist ein riesiger Turn-On, nicht nur das Stöhnen kann einem darüber hinaus ohne viele Worte mitteilen, was sich besonders gut anfühlt. Offene Kommunikation über Sex kann man dadurch nicht ersetzen, doch manchmal reicht es auch, bei einer bestimmten Berührung zu merken, dass die andere Person lauter wird, um ohne viele Worte zu verstehen, dass man auf dem richtigen Weg ist. 

Source: Aktue